Die Observationes meteorologicae in Museo Mathematico ad S. Emmeramum factae

Die Regensburger Wetteraufzeichnungen aus dem Kloster St. Emmeram zählen zu den ältesten durchgängig geführten meteorologischen Berichten Europas. Die handschriftlich geführten Observationes meteorologicae umfassen 53 Jahre.

Die Aufzeichnungen wurden am 01. Januar 1771 von Coelestin Steiglehner aufgenommen und von Dezember 1778 bis 1825 von Placidus Heinrich fortgeführt. Als Heinrich von 1791 bis 1798 eine Professur für Naturlehre, Stern- und Witterungskunde in Ingolstadt übernahm, wurde die Regensburger Wetterstation wurde nach seinen Anweisungen von seinen Schülern weitergeführt. Ferdinand von Schmöger übernahm die Aufgabe der handschriftlichen Niederlegung in ihrer bestehenden Form bis zum 31.12. 1827.

In Regensburg wurde somit die Meteorologie bereits neun Jahre vor der Gründung ersten meteorologischen Gesellschaft in Mannheim konsequent gepflegt. Das Kloster versorgte regelmäßig die Mannheimer Societät mit Aufzeichnungen, Auswertungen und wissenschaftlichen Abhandlungen. Ab dem Jahre 1808 wurden die Wetteraufzeichnungen in zusammenfassenden Berichten an weitere wissenschaftliche Gesellschaften und Journale verschickt.

Als Messgeräte wurden zuerst ausschließlich Instrumente der Augsburger Werkstatt Branders verwendet. Der gebürtige Regensburger Georg Friedrich Brander war für die Präzision und Leistungsfähigkeit seiner Instrumente in Europa bekannt. Er fertigte als erster im deutschsprachigen Raum Spiegelteleskope an. Ab 1781 wurden in Emmeram teilweise astronomische und meteorologische Instrumente durch standardisierte aus der Mannheimer Wetterwarte ersetzt.

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Zur Wetterbeobachtung wurden ein Quecksilberbarometer, ein Quecksilberthermometer nach Rèaumur, ein Luftthermometer und ein Darmsaitenhygromter nach Lambert verwendet. Später wurden ein französisches Aneroidbarometer, ein Differential-Psychrometer, Hygrometer nach Daniell, ein Weingeist-und Normalthermometer, ein Dosenbarometer und ein Haarhygrometer eingesetzt. Die meisten dieser Instrumente sind noch uns erhalten.

Bis zu dreizehnmal am Tag wurden die Werte von Temperatur, Luftdruck, Luftfeuchtigkeit, Windstärke und Windrichtung im Kloster Emmeram festgehalten. Ab 1782 kamen weitere Informationen wie Bewölkung, Nebel, Regen, Überschwemmungen, Mondphasen und Sonnenflecken zu. Den Wetterberichten wurden aus Tageszeitungen Katastrophenmeldungen ferner Länder und Standesnachrichten, wie die Anzahl der Taufen, Eheschließungen und Begräbnisse, beigefügt.

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Eine Auswertung wurde in den Observationes meteorologicae im eigentlichen Sinn nicht vorgenommen. Vielmehr genügte der empirische Ansatz des Messens, Quantifizieren und Sammeln jeglichen Datenmaterials als Zweck der naturwissenschaftlichen Betätigung. Eine Normierung und Gewichtung der handschriftlichen Wetterbeobachtungen sollte erst von ihrem dritten Verfasser Ferdinand von Schmöger vorgenommen werden.

Die Emmeramer Wetteraufzeichnungen verblieben nach der Säkularisation in dem Königlichen Lyzeum Albertinum, der späteren Philosophisch-Theologischen Hochschule. Deren Bestand ging schließlich auf die Universität Regensburg über. Die Universitätsbibliothek darf sich über einen fast vollständig erhaltenen Schatz an meteorologischen Aufzeichnungen aus jener naturwissenschaftlichen Blütezeit Regensburgs freuen.

Die Instrumente gelangten auf gleichem Wege an die Universität und wurden von der Historischen Instrumentensammlung unseres Hauses für die Ausstellung freundlicherweise zur Verfügung gestellt.



Universitätsbibliothek Regensburg, 2010