Placidus Heinrich (1758 - 1825)
Placidus Heinrich war der bedeutendste Experimentalforscher des Klosters St. Emmeram. Seine Forschungen über Optik, Meteorologie und Metrologie ließen ihn weit über die Stadtgrenzen Regensburgs hinaus in Europa bekannt und geachtet werden.
Joseph Heinrich wurde 1758 in Schierling, Niederbayern, geboren und besuchte in Regensburg das Gymnasium der Alten Kapelle. 1775 trat er ins Reichsstift St. Emmeram ein und nahm den Ordensnamen „Placidus“ an.
Heinrich übernahm 1778 die Aufgabe der Regensburger Wetteraufzeichnungen von seinem Lehrer und Fürstabt Coelestin Steiglehner. Über siebenundvierzig Jahre hinweg führte er die Emmeramer Wetterstation bis 1825 fort. Placidus Heinrich übertraf bald seine Mitbrüder an naturwissenschaftlicher Exzellenz. Bereits 1787 wurde er von der Bayerischen Akademie der Wissenschaften für seine Antwort auf die Preisfrage über die Wirkung des Böllerabfeuerns auf Gewitterwolken ausgezeichnet. Er gehörte neun wissenschaftlichen Akademien des In- und Auslandes an und wurde mehrfach für seine Forschungen prämiert. Er übernahm später auch das Amt des Meteorologisten seines ehemaligen Lehrers. Heinrichs Abhandlungen setzten sich u. a. mit dem Barometer, der Windstärke und –richtung und der Teilchentheorie des Lichts nach Newton auseinander. Seine Bemühungen um die Meteorologie verstärkten sich, als er 1791 eine Professur für Naturlehre, Stern- und Witterungskunde in Ingolstadt übernahm. Die Regensburger Wetterstation wurde nach seinen Anweisungen von seinen Schülern weitergeführt. 1798 kehrte er als Inspektor des Studienseminars nach St. Emmeram zurück. Nach der Säkularisation entschied sich bewusst für das Regensburger Lyzeum. In seiner zweiten Regensburger Zeit setzte sich Placidus Heinrich mit der Breitengradbestimmung Regensburgs, dem Ausdehnungskoeffizienten von Eis und anderen Stoffen sowie der Fluoreszenz auseinander. Seine Forschungen der Lichtwirkung auf Pflanzen verbanden ihn mit dem Forscherkreis der Regensburgischen Botanischen Gesellschaft, der er seit ihrer Gründung als Ehrenmitglied angehörte.
Am 18. Januar 1825 verstarb er in Regensburg an einer Schwermetall- und Quecksilbervergiftung, die er sich im Laufe seiner jahrelangen Forschungstätigkeit zugezogen hatte. Drei Jahre vor seinem Tod musste Heinrich bereits seinen Observationsturm wegen gesundheitlicher Probleme verlassen und zog in die Niedermünstergasse 6, in der heute eine Gedenktafel an den bedeutenden Naturforscher erinnert.
Das Ölgemälde zeigt den Emmeramer Mönch sowohl als buchgelehrten Universitätsprofessor als auch modernen Experimentalforscher. Mit der rechten Hand verweist er auf einen Spiegeloktant, der neben ihm auf einem Tisch steht. Der Brandersche Spiegeloktant war mit zwei Spiegeln, Fernrohr und Röhrenlibelle ausgestattet. Damit konnten astronomische und terrestrische Winkelbestimmungen mit einer Genauigkeit von bis zu 12 Bogenminuten durchgeführt werden. Dieses Instrument wurde von Placidus bei der Breitengradbestimmung Regensburgs vornehmlich verwendet. Es ging 1811 an die Münchner Akademie der Wissenschaften und befindet sich heute im Deutschen Museum München.
Universitätsbibliothek Regensburg, 2010